Flying Hoppers in Argentinien und Uruguay 28.10.-12.11.2022
Auf den Tag genau reiste nach 17 Jahren erneut ein Team der Flying Hoppers nach Südamerika. 2005 standen Argentinien und Chile auf dem Programm, dieses Mal Argentinien und Uruguay mit den Städten Buenos Aires, Colonia del Sacramento, Montevideo, Punta del Este und Mendoza. 2022 ist die Welt nicht mehr die gleiche wie damals, nicht nur die Haare sind zwischenzeitlich leicht ins Graue gefärbt, geblieben ist aber die Freude am Hockeysport und das Verbindende der vielen gemeinsamen Hockeyreisen in alle Kontinente. Mit Marieke Pelt, Marteen Van Vliet, Freddy Zimmermann und Wolfgang Then waren diesmal frische Kräfte aus Holland und Deutschland mitgereist. Wir konnten somit mit einem kompakten Mixed- Hockeyteam nach Südamerika reisen und zusätzlich mit Silvina Dullio als waschechter Argentinierin auch neben dem Hockeyplatz auf sprachliche Unterstützung und einheimisches Wissen zählen . Ausser der Muttersprache Spanisch werden sowohl in Argentinien wie auch in Uruguay kaum Fremdsprachen gesprochen oder verstanden.
Wer nach derart langer Zeit in ein Land zurückkehrt, wird zweifelsohne Vergleiche machen. Mit Interesse und Vorfreude hatte ich also nochmals den damaligen Reisebericht gelesen. Dass Argentinien aktuell wirtschaftlich wieder einmal gegen den Staatsbankrott kämpft, überrascht wenige, am allerwenigsten wohl die Argentinier selber, aber wenn man beim Bezahlen in Restaurants bündelweise Geldscheine hinlegen muss, ist das für uns Europäer dieses Mal doch eine neue Erfahrung. Auch käme kein Einheimischer auf die Idee, argentinische Pesos bei der Bank zu sparen oder dort harte US Dollars gegen die lokale Währung zu tauschen. Der offizielle Wechselkurs ist derart schlecht, dass in der Not nur bei Freunden oder Bekannten getauscht wird oder für uns Touristen der Gang zum Cambio in den Strassen verbleibt.. Den besten Kurs dieses speziell für Touristen eingerichteten Dòlar Blue erhält man übrigens für 100 Dollarscheine, er liegt beinahe über dem doppelten Wert des offiziellen Wechselkurses. Es gibt aber mindestens sieben solcher „ Dollar-Wechselkurse „, je nach Art der gekauften Ware oder Dienstleistung, aber so ganz verstanden haben wir das System nicht, jedenfalls war rasch klar, dass der Gebrauch von Kreditkarten ein No-Go ist ! Auch dies eine neue Reiseerfahrung. Aktuell liegt die Inflation bei 75 %, erwartet wird bis Jahresende ein dreistellig Zahl ! Wer kann, spart in US Dollars, wer keine hat, der verarmt und dies sieht man in den Strassen. Eine teure Armbanduhr am Arm eines Touristen ist eine Einladung für Wegelagerer und Diebe, wie wir am eigenen Leib erfahren mussten.
CFO Coen beim Bezahlen der gemeinsamen Rechnungen mit bündelweisen argentinischen Pesosscheinen.
Ganz andere Verhältnisse herrschen diesbezüglich beim kleinen Nachbarn Uruguay.
Die Preise sind hier stabiler, dafür aber beim Essen in Restaurants durchaus im europäischen Vergleich. Im übrigen aber bemerkten wir keine wesentlichen Mentalitätsunterschiede zwischen diesen beiden Nachbarn. Argentinier und Uruguayer produzieren und essen Fleisch in rauher Menge und bemerkenswert grossen Portionen; sie lieben und leben den Fussball. Maradona, der „ pibe de oro „ ( Goldjunge ) wird auch nach seinem Tod vor 2 Jahren und seinen Drogenexzessen abgöttisch verehrt. Messi, Suarez, Cavani etc. kennt jedes Kind und die Hälfte davon trägt das T-shirt mit der Nr. 10- . Den Ursprung des Tango reklamieren sowieso beide für sich und Mate Tee wird überall und bei jeder Gelegenheit getrunken. Nur das Geld - selbstverständlich US Dollar, am liebsten schwarz, ansonsten holt es der Staat mit den Steuern - wird nur in Uruguay in Immobilien und Ferien investiert. Die Hauptstadt Montevideo, mit dem Flair herrlicher Strandpromenaden mit Eigentumswohnungen und Villenquartieren zeugt davon. Im Vergleich mit Buenos Aires wirkt diese Weltstadt beschaulicher und übersichtlicher, soziale Armut ist in den Strassen weniger sichtbar und die Menschen wirken ausgesprochen freundlich und weniger gestresst.
Im Gegensatz zu Buenos Aires verfügt Montevideo am Rio de la Plata über einen Tiefwasserhafen mit täglich ein- und auslaufenden riesigen Containerschiffen aus aller Welt.
Womit wir beim Rio de la Plata wären, dem " Silber-Fluss", gespiesen aus den beiden mächtigen brasilianischen Strömen Parana und Uruguay. Von einem Fluss zu sprechen trifft die Sache wohl nicht ganz richtig, schon Magellan meinte 1519, hier die Westpassage zum Pazifik und den Gewürzinseln gefunden zu haben. Nein, vielmehr handelt sich es um einen riesigen mit Süsswasser gefüllten Mündungstrichter, ein Delta, das sich von Buenos Aires aus 290km lang bis zur Mündung in den Südatlantik auf eine Breite von 220 km ausdehnt. Hier mischen sich das sandig braune Süsswasser mit dem blauen Salzwasser des Ozeans und je nach Witterung und Strömungsverhältnissen ändert sich die Farbe des Flusses von Tag zu Tag.
Blick von Colonia del Sacramento auf das braun gefärbte Wasser des Rio de la Plata mit dem Fährschiff nach Buenos Aires
Und dann der Wind ! Windfreie Tage seien an der Küste Uruguays während eines Jahres an einer Hand abzuzählen, und da wir hier auf der Südhalbkugel anfangs November im beginnenden Frühling sind, sind Pullover und Windjacke in den nächsten 14 Tagen meist unverzichtbar.
Doch wir haben auch Glück. Bei Ankunft in Buenos Aires nach 13 stündigem Flug über den Südatlantik bläst noch ein unangenehmer Wind und Regenwolken trüben die Sicht aus dem Flugzeugfenster. Rasch aber reisst der Himmel auf und die neue Welt betäubt uns mit gleissendem Sonnenlicht und warmen Temperaturen. Bei frühlingshafter Atmosphäre mit blauviolett blühenden Frangipangibäumen und Bougainivilleas machen wir neugierig unseren ersten Spaziergang zum nahegelegenen mondän wirkenden Hafenquartier Puerto Madero, wo sich nach und nach alle Reiseteilnehmer zum ersten gemeinsam Mittagessen einfinden Später folgt einer erster kleiner Stadtrundgang unter kundiger Führung von Facundo, Lauras Neffe.
Am Abend unserer Ankunft in Buenos Aires dann ein erstes High Light : Besuch bei Silvinas Tante in der „ La Cava de Querandi „ im Quartier San Telmo.
Wir lernen die Verwandtschaft Silvinas und den Bruder Carlos mit seiner hübschen Begleiterin kennen. Die Familie stammt aus der Provinz Rio Negro im südlichen Argentinien und wir dürfen ein erstes herrliches argentinisches Steak mit lokalem Vino Tinto aus der typischen argentinischen Rebsorte Malbec geniessen.
Nach einem letzten regnerisch verhangenen Sonntag mit langem Ausschlafen und individueller Stadtbesichtigung nehmen wir bereits am Montagmorgen bei Sonnenschein die Fähre von Buenos Aires nach Uruguay. Die einstündige Ueberfahrt über den Rio de la Plata bringt uns nach Colonia del Sacramento, wo uns unser Reiseleiter Matias und sein Assistent Carsten bereits erwarten und uns einen ersten Eindruck dieses Landes geben. Die nächsten Tage in Uruguay werden wir gemeinsam mit ihnen verbringen und viel Interessantes über Uruguay und über das private Leben der beiden erfahren.
Matias ist in Uruguay geboren und Sprössling einer deutschstämmigen Auswandererfamilie. Er spricht fliessend Spanisch und Deutsch und die deutsche Sprache und Kultur werden über die Generationen hinweg in seiner Familie bewusst weiter gepflegt und durch verwandtschaftliche Heimatbeziehungen aufrecht erhalten. Bei Carsten hingegen handelt es sich um einen auswanderungswilligen Hamburger, der sich nach abenteuerlichem Leben nun in Montevideo von Deutschland verabschieden möchte. und sich bereits ausführlich mit den örtlichen Landesverhältnissen vertraut gemacht hat. Er wird uns ebenfalls aus seiner Sicht viel Wissenswertes vermitteln und auch rege an unserem nachmitternächtlichen Treiben aktiv teilnehmen. Jedenfalls ist ihm bereits nach dem ersten Barbesuch in Colonia del Sacramento besonders Bruno ans Herz gewachsen.
Der Rio de la Plata « Silberfluss « und Colonia del Sacramento im Hintergrund
Hier im Zentrum dieser alten Koloniestadt mit Kopfsteinen gepflasterten Strassen geht das Leben seinen gemächlichen Rhythmus. Auf unserer Tour durch die pittoreske Altstadt mit dem Label UNESCO Weltkulturerbe folgen wir den eloquenten und detaillierten Ausführungen von Matias über die damaligen historischen geopolitischen Ereignisse bei der Eroberung Südamerikas durch Spanier und Portugiesen.
Unterwegs ertappen wir bei der Stadtführung den alten bekannten Mafioso B.S., wie er sich inkognito mit seinem Wagen vor dem Polizeizugriff in Sicherheit bringen will.
Wir übernachten in der traditionellen Posada Don Antonio.
Am nächsten Tag verlassen wir Colonia del Sacramento mit dem Bus in Richtung Montevideo. Unterwegs besuchen wir den 1860 gegründeten Schweizer Auswandererort Colonia Suiza Nueva Helvecia und bestaunen im örtlichen Museum die alten Fotografien der ersten Ankömmlinge und die noch heute mit den Schweizer Kantonswappen geschmückten und gepflegten Häuser mit typisch schweizerischen Strassennahmen. Ein Rundgang auf dem schön angelegten ruhigen Friedhof versetzt uns in nachdenkliche Stimmung. Welche Schicksale diese Schweizer Auswanderer hier wohl in fremder Erde ihre ewige Ruhe gefunden haben ?
Der zentrale Hauptplatz in Suiza Nueva Helvecia mit dem Denkmal für die damaligen Schweizer Auswanderer und die damit verbundenen Mühsale in der neuen Welt
Nach kurzer Weiterfahrt besuchen wir unterwegs die Rinderfarm der Familie Wiebe. Die Wiebes sind nach dem Krieg ausgewanderte deutsche Mennoniten ( Wiedertäufer ), die hier zwischenzeitlich in 3.Generation eine viele Hektaren grosse Farm mit 750 Milchkühen und Rindern betreiben und seit einigen Jahren neu auch in die Käseproduktion eingestiegen sind. Von den Eheleuten und der erwachsenen Tochter werden wir durch die Farm und die Produktionsstätte geführt und erfahren, was es bedeutet, hier als Zugewanderte durch harte Arbeit sein Glück zu schaffen und bestehen zu können. Nach einer abschliessenden Gesprächsrunde und Degustation der neuen Käseproduktion verlassen wir tief beeindruckt die Farm der Familie Wiebe und setzen unsere Reise nach Montevideo fort.
Die folgenden 3 Tage verbringen wir in Montevideo und erkunden die Stadt gemeinsam mit Matias und Carsten und individuell zu Fuss und mit dem Fahrrad.
Das Stadtzentrum von Monteovideo mit der Plaza Independencia
Erkundungen der kilometerlangen weiten Strandpromenaden ( Rambla ) mit dem Fahrrad
Blick von der Dachterasse unseres Hotels Dazzler by Windham auf den Rio de la Plata und die Stadt
Am Abend Besuch des Grill-Restaurants Garcia Punta Carretas mit den unvergesslichen Steaks und dem lokalen Wein der Familie Deicas. Wir sind angekommen !
Und schliesslich unser erstes Mixed-Hockeyspiel auf dem Kleinfeld mit 6 Spielern und Torwart gegen die Selecciones Montevideo auf dem neu in unmittelbarer Strandnähe erstellten herrlichen neuen Hockeyplatz im wohlhabenden Stadtteil Carasco.
Captain Bruno begrüsst offiziell den Gegner und Geschenke warden ausgetauscht
Trotz eines recht starken und schnellen gegnerischen Teams können wir hier mit 7:1 einen etwas zu hohen ersten Sieg verbuchen und dabei feststellen, dass Hockey in Uruguay vorallem durch starke Damenteams bekannt ist. Jedenfalls bekommen wir einen ersten Vorgeschmack der Schnelligkeit dieser Spielerinnen, ihre beeindruckenden technischen Fähigkeiten und das Beherrschen der argentinischen Rückhand. Rasch werden mit Valentina, Cristina und den diversen Nico`s freundschaftliche Bande geschlossen und ein Revanchespiel für den kommenden Montag nach Rückkehr von unserem Abstecher nach Punta del Este vereinbart.
Unsere sportliche Leiterin Marieke erläutert nach dem Match beim Bier die erfolgreiche Taktik. Freddy hingegen muss Matias noch die Grundregeln des Hockeys erklären
Marieke und Valentina im Zweikampf
Aufbruch zur geführten Stadttour Montevideos mit Mittagessen im Mercado del Puerto und Weiterfahrt zu unserer nächsten Station Punta del Este, wo noch am gleichen Abend bereits das nächste Hockeyspiel auf dem Programm steht.
Kaum angekommen müssen wir bei einer eisigen Atlantikbrise zum Flutlichtspiel gegen ein erneut starkes regionales Mixed Team antreten. Die ersten Minuten lassen wenig Gutes ahnen. Wie der Wind so die schnellen Uruguayerinnen : Beides bläst uns steif um die Ohren, und ihr trickreicher und quirrliger argentinischer Trainer ist mit von der Partie. Bald liegen wir 1:0 hinten. Zwar gelingt uns der Ausgleich und überraschend gehen wir 4: 1 in Führung. Doch dann schlägt ein argentinischer Schrapnell hinter Freddy ins Gehäuse und nach 2x20 Minuten retten wir uns mit einem 4:4.in die Pause. Dass es am Schluss doch noch zum 6:4 Sieg reichte, war wohl taktischer Cleverness zuzuschreiben. Beim anschliessenden gemeinsamen Apero in der angesagten Moby Dick Bar zeigte sich dann die eher heisse Seite von Punta del Este. Einschlägige Videodokumente sind der Zensur zum Opfer gefallen und kursieren nur im Dark Net. Info@Bruno.
Punta del Este liegt am nördlichen Ende des Mündungstrichters des Rio de la Plata in den Südatlantik und ist eine gepflegte Kleinstadt mit der Atmosphäre eines schicken Badeortes und darf in den Sommermonaten Dezember bis Februar alseigentlicher Hot Spot für Touristen aus ganz Südamerika bezeichnet werden. Die 40000 Einwohner werden dann mit 1-2 Millionen Touristen überschwemmt. Auch bei uns kommt die Stimmung von Strandferien auf. Wir geniessen drei herrliche sonnige Tage in einem charmanten Boutiquehotel mitten in einem ruhigen Leuchturm-Quartier auf einer kleinen Halbinsel. Auf der einen Seite brechen rauhe Winde und Wellen vom Atlantik herein und keine 300 Meter auf der Gegenseite liegt die ruhige geschützte Bucht mit Hafen, Fischerbooten und Marktständen, wo der frische Fang verkauft wird. Im Hafenbecken streiten sich mächtige Seelöwen mit schreienden Möwen um die Fischereiabfälle. Etwas weiter davon entfernt liegt der mondäne Yacht Club von Punta del Este und unmittelbar daneben besagte Moby Dick Bar mit Live Musik, und etwas weiter daneben das „ Lo Tere“ , ein als hervorragend empfohlenes Gourmetrestaurants, das wir selbstverständlich ebenfalls ausprobieren werden.
Der nächste Tag ist dem Wein und der Kunst in Uruguay gewidmet. Auf dem Programm steht ein Ausflug in die Bodega Garzon und der Besuch des Museo de Arte Contemporaneo Atchugarry, das in wunderbarer Landschaft ganz neu erstellte Museum dieses international bekannten uruguayischen Künstlers.
Gilt für Argentinien der Malbec als typische Rebsorte so ist es für Uruguay die Tannat Traube. Eingeführt ursprünglich aus Südfrankreich wird hier u.a. seit 2015 in der Bodega Garzon auf über 200 Ha herrlichem hügeligen Hinterland etwa 20 km vom der Küste enfernt diese Traube angebaut. Rauhes atlantisches Klima und grobsandige eher trockene Böden lassen einen kräftigen adstringerenden Rot- und Weisswein wachsen, der excellent konzipiert und professionell vermarktet wird.
Nach der Rückkehr vom Ausflug noch ein kurzes Bad im Pool und dann ist Ausgang angesagt. Poolmeister Bruno hat bereits den Apero organisiert und dann geht`s auf ins Lo Tere.
Am nächsten frühen morgen ist unsere Joggingtruppe bereits früh unterwegs und macht rätselhafte Entdeckungen, die zu allerlei Vermutungen Anlass geben Nein,Schildkröteneier sind es nicht.
Google gibt Auskunft : Es handelt sich hier um Eier der an der uruguayischen Küste endemischen Schnecke El caracol negro, die beachtliche 16 cm gross und 20 Jahre alt werden kann.
Und dann wäre da noch das Phänomen des knirschenden Sandes, das besonders Freddy beeindruckte. Das vertonte Video muss aber bei Freddy direkt bezogen werden.
Zieht man eine Linie von Punta del Este streng nach Süden, so driftet man an Argentinien vorbei und landet schliesslich direkt in der Antarktis. Wen wunderts, der Südatlantik ist hier ein rauhes Gewässer, was schon Magellan, der Weltumsegler, feststellen musste. Erwähnenwert ist vielleicht doch ein Ereignis oder ein konkreter Plan, den unsere beiden Hochseekapitäne Coen und Bruno unbedingt realisieren wollten : ein Segelboot für einen kleinen Törn zu chartern !- Letztlich scheiterte es daran, dass das verlockendste Angebot lediglich für ein Motorboot galt, was dann für unsere beiden hartgesottenen Seebären dann doch unter ihrer Würde war – für mich eine glückliche Fügung angesichts des hier vorherrschenden Windes und Wellenganges !
Gerne wären wir noch einige Tage länger in Punta del Este geblieben und hätten diesen herrlichen Ort mit seinem ungewöhnlichen Flair noch weiter erkundet. Aber neue Erlebnisse warten auf uns und so gilt es, bei einer unvergesslichen Abendstimmung und einem gemeinsamen Essen in einem italienischen Restaurant Abschied zu nehmen.
Den Vormittag verbringen wir noch in Punta del Este und geniessen ein letztes Mal die Stimmung am Hafen und an der Strandpromenade, dann fahren wir mit dem Bus entlang der Küste zurück nach Montevideo. Unterwegs besuchen wir Piriapolis und ein Freiluftgehege mit der hiesigen Fauna und Flora.
Gerade noch rechtzeitig schaffen wir es zurück in das uns bereits bekannte Hotel in Montevideo und nach raschem Tenuewechsel stellen wir uns abends um 20 Uhr der Hockey-Revanche gegen eine nun deutlich stärkere Auswahl Montevideos. Bei klarem Vollmond und eisig kaltem Seewind bestreiten wir im surreal anmutenden Abendlicht der untergehenden Sonne unser letztes Hockeyspiel in Uruguay. Mit 4:2 müssen wir dem Gegner den verdienten Sieg überlassen und verlieren leider Stefan durch eine Fingerverletzung, die nach Rückkehr in die Schweiz operativ versorgt werden muss. Nach anschliessendem Ausklang bei Bier, Chivitas und Pizzas kehren wir gegen Mitternacht ins Hotel zurück.
Nach einer kurzen Nacht folgt schon der Transport zum Flughafen. Leider müssen wir uns hier nun von Coen verabschieden. Geplant ist die Weiterreise nach Mendoza zu den FIH Hockey Pro League Spielen der Herren- und Damenteams von Argentinien, Deutschland und Belgien. Allerdings gibt es keine Direktflüge nach Mendoza, weswegen uns zunächst Aerolineas Argentina AR 1381 um 10.20 nach Buenos Aires bringen soll und von dort via Anschlussflug mit WJ 3242 14.30 weiter nach Mendoza.
Flug AR 1381 steht zwar als erster auf der Abfluganzeige und alles ist am Gate bereit. Doch nichts tut sich : Delay bis 11.15h. Kein Problem, wir haben genügend Transferzeit in Buenos Aires. Dann die Anzeige : Delay auf unbestimmte Zeit ! Ungläubiges Staunen. Die mitreisenden einheimischen Passagiere schütteln entnervt den Kopf, greifen zu den Handys, bestürmen das Personal am Gate und es kommt zu dramatische Szenen. Ein Mitglied der Besatzung sei erkrankt, Abflug allerfrühestens 13.30 ! Wouw : das wird knapp ! Geplante Flugzeit nach Buenos Aires 35 Minuten ! Nein, ein Anschluss könne nicht garantiert werden, die Weiterreise erfolge nicht mit Aerolineas Argentina. Es gäbe heute noch einen einzigen letzten Flug nach Mendoza, dieser sei ausgebucht….Warten, werweissen, was sollen wir tun ? Dann Hoffnung : 13.15 Boarding, vielleicht reichts doch noch, wenn der Pilot etwas Gas gibt. Tatsächlich, Landung 13.50 Uhr, aber die Flugzeugtüre geht nicht auf, 10 Minuten vergehen, es wird eine Treppe gebracht, rasch raus und durch die Immigration. Aber nein : Riesenschlange ! Mindestens eine halbe Stunde durch die Passkontrolle, dann noch das Gepäck. holen und neu einchecken. Es ist mittlerweile 14.28 Uhr, draussen sehen wir WJ 3242 on time abheben. Ok, das war`s. Worst case : Hotel, Transporte, Hockeytickets, Ausflug nach Mendoza für 2 Tage, alles gebucht und bezahlt.
Mendoza ist gut 1000 km von Buenos Aires entfernt : übernachten in Buenos Aires, Hotel auf die schnelle organisieren, neue Flugtickets für morgen nach Mendoza kaufen, Spiele heute abend verpassen ?
Etwas ratlos stehen wir nach verpasstem Anschlussflug in der Ankunftshalle des städtischen Aeropuerto von Buenos Aires. Was nun ?
Waren die Aufgaben unseres Transportchefs Marteen bisher eher leichterer Natur (organisieren von Uber-Taxis, kleinere Busse etc.) so war dies nun eine echte Herausforderung. Alle Linienflüge rasch durchchecken: tatsächlich, keine Verbindungsmöglichkeiten mehr für heute. Transport via Strasse : 15 Stunden Nachtbus-/Privattaxis mit all dem Riesengepäck ?, nicht realistisch. Freddy : wir bräuchten einen Lear Jet! ! Ja tatsächlich, Marteen und Marieke machen’s möglich. Nach einer halben Stunde Recherche und einigen Telefons haben sie ein Angebot : Fairchild low wing twin turboprop, 20 Plätzer, 6700 US Dollar, Abflug 17h vom Flugplatz San Fernando. Kurze Umfrage im Team: Zusage selbstverständlich ! Taxis organisieren, durch den Abendverkehr von Buenos Aires in knapp 45 Minuten zum Flugplatz San Fernando und tatsächlich, wir schaffen es…
Marteen organisiert schnell 3 Taxis und dann geht’s rasant durch den Abendverkehr von Buenos Aires zum Flugplatz San Fernando.
Die Maschine steht da, muss nur noch getankt werden, Abflug 17.15 Uhr, alles klappt, wir können es kaum glauben. Zweieinhalb Stunden später landen wir in Mendoza und werden vom Busfahrer abgeholt, ins Hotel gebracht und eine halbe Stunde später verfolgen wir gespannt zusammen mit zwei- bis dreitausend enthusiastischen Hockeyfans den Herrenmatch Argentinien-Deutschland. Argentinien verliert klar mit 3:0, aber wir sind überglücklich, dabei gewesen zu sein. Was für ein Tag !
Am nächsten Abend stehen dann schon die Damen- und Herrenmatches zwischen Belgien und Argentinien auf dem Programm. Doch vorerst wartet auf uns ein weiter Höhepunkt unserer Reise. Besuch der Bodega Ojo de Agua, Besitzer Dieter Meier ( Yellow )
Die trockene steppenartige Ebene von Mendoza am Fuss der Anden ist ein berühmtes Weinangebiet Argentiniens und der Malbec Rebsorte. Hier besitzt der Schweizer Entertainer und Selbstdarsteller Dieter Meier, bekannt durch die Band Yellow, etwa eine Stunde ausserhalb der Stadt ein traditionsreiches Weingut names Ojo de Agua, wo er seine bei uns bekannten Malbec Weine produzieren lässt. In herrlicher Umgebung werden wir durch die Produktionsanlagen geführt und geniessen anschliessend im Garten bei einer Parillada die verschiedenen Rot-und Weissweine.
Gesättigt mit einem 5 Gang Menue und ausgetrunkenen Gläsern verabschieden wir uns von Dieter Meier`s Ojo de Agua und kehren für die Abendspiele der Herren und Damen zwischen Argentinien und Belgien nach Mendoza zurück. Die argentinischen Herren spielen dieses Mal deutlich besser, aber gegen das hervorragende belgische Team reicht es trotzdem nur zu einer ehrenvollen 4:2 Niederlage.
Am frühen nächsten Morgen treten wir den Rückflug nach Buenos Aires an. Dieses Mal klappt alles bestens und selbst für das Uebergepäck bei einer Gewichtslimite von 20 kg werden nur bescheidene Zuschlagszahlungen verlangt. Trotz heftiger Turbulenzen landen wir on time in Buenos Aires und beziehen unser Hotel Dazzler by Windham im Quartier Recoleta unmittelbar neben dem berühmten Friedhof mit dem Grabmal von Evita Duarte Perron.
Blick von unserem Hotel aus auf den Friedhof Recoleta. Im Hintergrund der Rio de la Plata mit den Hafenkränen von Puerto Madero.
Die letzten Tage in Buenos Aires
Nochmals gestylt geniessen wir die letzten argentinischen „ Babysteaks „ die einen immer noch fasziniert von der Grösse der Steaks, andere zwischenzeitlich auf Risotto umgestiegen.
Während die Hardcore-Gruppe noch ausgiebig den letzten gemeinsamen Abend ausklingen lässt, bereitet sich der Rest der Truppe schon auf das letzte Spiel dieser Reise vor. Ganz überraschend und kurzfristig haben wir dank Stefans Bemühungen doch noch eine Einladung für ein Mixed-Spiel erhalten.
Unser letztes Hockeyspiel dieser Reise bringt uns einen klaren 9:4 Sieg und einen freundschaftlich liebenswürdigen sportlichen Ausklang mit anschliessendem Apero im prächtig gelegenen Clubhaus unserer Gastgeber.
In herrlicher Umgebung gelegen erfahren wir im anschliessenden Apero im Clubhaus viel Interessantes über das schwieirge Alltagsleben der Menschen hier in Buenos Aires.
Wolfgang und Bruno müssen uns nun hier für die Rückreise nach Europa verlassen. Der Rest der Reisegruppe kehrt zum Mittagessen ins La Biela und einen abschliessenden abendlichen Höhepunkt ins Recoleta Quartier zurück. Wir besuchen das legendäre tradionsreiche Restaurant La Biela, wo sich die einstige Rennfahrer Elite Argentinien’s zu treffen pflegte und die Bedienung auch heute noch immer mit Stil und viel Würde ihre Gäste empfängt..
Noch wartet auf uns die von Silvina in letzter Minute organsierte Krönung dieser unvergesslichen Südamerikareise. Was wäre ein Besuch von Argentinien und Uruguay ohne eine Vorstellung in einem der traditionsreichen Tango-Theater?! Wir werfen uns nochmals in Schale.
Der Abend im Quartier San Telmo beginnt mit einem Essen im Restaurante Argentino, dann wird für die Tango Show ins geschichtsträchtige Nebengebäude gewechselt, den Viejo Almacen de Buenos Aires, einer ursprünglich aus dem ausgehenden 18.Jahrhundert stammenden Lagerhalle. Viejo Almacen ( altes Lagerhaus ) – bezieht sich auf den „ Sentimiento gaucho „ ein 1924 veröffentlichtes Tango Musikstück von Francisco Canaro und Rafael Canaro, in dem ein viejo almacen erwähnt wird, wohin diejenigen gehen, die ihren Glauben verloren haben. Wir erleben einen unvergesslichen Abend.
Alles stimmt : ein schlichter zweistöckiger Raum mit Ballustrade, einfache Rundtischchen mit schmalen Stühlen vor einer Kleinbühne mit vier Musikanten. Wir habenvorderste Plätze, Getränke werden serviert, alles perfekt und wir geniessen die Tanzdarbietungen und die eindrückliche Musikshow und sind begeistert vom Gebotenen.
Und dann gilt es definitiv Abschied zu nehmen. Abschied von einer unvergesslichen Reise, die einmal mehr von Stefan ausgezeichnet organisiert und zusammengestellt worden ist; mit einer guten und immer zentral gelegenen Auswahl von Hotels, mit einem abwechslungsreichen Kultur-und Sportprogramm und dadurch vielen freundschaftlichen Kontakten mit Einheimischen. Und zuletzt auch mit einem Dank an das ganze Mixed-Team, das während dieser Reise sowohl auf wie auch neben dem Hockeyplatz echten Flying Hoppers Spirit gezeigt hat und zu einem wirklichen Team zusammengewachsen ist.
Non piangere più, Argentina …..