FH-Reise Kopenhagen vom 2. bis 4. Juli 2010

Published: Monday, 06 September 2010 Written by Diana B.

Intro

 

Wie kommt man auf die Schnapsidee, eine Hockeyreise ins Hockeyentwicklungsland Dänemark zu planen? Bei den FHs as usual: Jemand sollte die Landessprache und sich im Lande auskennen, um die Kontakte zu knüpfen und die Uebernachtung sowie gegebenenfalls ein Rahmenprogramm zu organisieren. Die ehemalige Dänin – die Dänen nehmen’s genau mit den Doppelbürgerschaften – Lene erfüllt die Kriterien und wurde flugs verpflichtet, aus Stroh Gold zu spinnen.

 

RBE (kurz für „ReiseBerichtErstatterin“) litt Woche für Woche mit, als sie von den zähflüssigen bis nicht-existenten Verhandlungen zwischen den dänischen und den Schweizer Clubverantwortlichen hörte. Selbst als sich Halbschwede Toni als Mittelsmann einbrachte, schien die Sache nicht in Schwung zu kommen.

 

Daher dachte sich RBE, wenn dann dort nicht und selbst wenn dann doch Hockey gespielt werden sollte, wäre es immerhin interessant, das Land kennen zu lernen, wo Smørrebrødrömpömpömpöm[1] die Wikinger stark machte und wo ein kleines Mädchen im Schein der Schwefelhölzchen in einer bitterkalten Sylvesternacht ein wenig Wärme suchte, wunderbare Traumbilder fand und schliesslich erfror[2].

 

So gab es für die liebe (also weisch wie!) Lene noch etwas mehr zu organisieren – trotzdem ist eine Woche immer noch nicht zu viel, um Dänemark kennen zu lernen.

 

Hier soll es aber nicht um die Abenteuer von Thelma & Louise[3] gehen, sondern um das FH-Weeky, nichtsdestotrotz muss erwähnt sein, dass die Dänemarktour eines von RBEs Schwefelhölzchenbildern sein würde.

 

 

Freitag, 2. Juli 2010

 

Die Gruppe „Zürich regulär“ mit Migi, Bettina, Willy, Irena, Marion, Reinhard, Stäme sowie den Gebrüdern Dornbierer traf am frühen Freitagnachmittag im Hotel „Copenhagen Strand“ praktisch gleichzeitig mit dem von Hamburg mit dem Auto angereisten Löre ein und wurde von Reiseleiterin Lene sowie der von Amtes wegen stets interessierten RBE in Empfang genommen. Gemeinsam dislozierte man ins „Custom House“[4]. Dieses wunderbare ovale Strandlokal – ehemaliges Zollamt - eignet sich hervorragend, um gemütlich die Beine auszustrecken, grössere und kleinere Hüngerchen zu bekämpfen und, ja auch, Durst zu stillen. Die überall in Dänemarks Lokalen angebotenen Wolldecken würden Fröstelnde einmümmeln, sodass der Aufbruch eigentlich nicht drängte, wäre da nicht das erste Viertelfinale an der Fussball-WM in Südafrika zwischen Brasilien und Holland gewesen, das um 16 Uhr begann. Die später eingetroffenen Pe und Jumbo, die separat angereisten Coen und Toni sowie die schon am Vortag eingeflogenen Shoko und Stefan[5] machten sich gemeinsam mit Gruppe Zürich, Löre, Lene und RBE auf den Fussmarsch zur Public Viewing Area, Coen selbstverständlich in oranje! Nach einer halben Stunde brasilianischer Überlegenheit und Führung, drehten die Holländer das Spiel und gewannen schliesslich zu Coens voller Zufriedenheit das Spiel.[6] Wunderlich war dann allerdings, dass ein glatzköpfiger dänischer Hollandfan ausgerechnet Shoko zum Sieg gratulierte. Der Zeitplan drängte, denn im „Café Victor“ war der Apero angesagt. Als es richtig spannend wurde und Pe gerade dort durchjoggte, wo sie sonst nie joggt und unglaublicherweise ihren für immer verloren geglaubten Ring wieder fand (my precious, my precious…), wurde bereits wieder zum Aufbruch geblasen, da im Madklubben für uns das Abendessen reserviert war. Einige wenige hatten wohl vergessen, dass sie Fisch bestellt hatten (1 von 2 Menus waren bereits vor Reiseantritt zu bestellen), denn in der irrigen Meinung, sie hätten eine Piccata Milanese vor sich, schnitten sie ein gut Stück ab, nur um kurz darauf mühselig Gräten zu popeln. Sonst aber verlief das Essen in Minne, Michi und Elenita (gehört zu Coen) trafen auch noch aufs Rhabarber-Dessert ein, welches nicht überall, dafür bei einigen besonders (es gaat nüüt über Rhabarber oder Beeri mit Milch, gäll Toni[7]) gut ankam. Furore machte insbesondere RBE mit ihrer exklusiven mobiltechnologischen Ausrüstung, dem umgerüsteten Gabor.

 

Der auch meteorologisch wunderbare Abend wurde mit einigen Absackern, mit Leichtigkeit und viel Gelächter im Custom House beendet. Das Spiel Uruguay gegen Ghana, das 4:2 endete, ging ohne Reue komplett an FH vorbei.

 

Samstag, 3. Juli 2010

 

Nach üppigem Hotelbuffetfrühstück formierten sich diverse Interessensgemeinschaften, um diverse Ziele zu verfolgen. Da gab’s die notorischen Bootsfahrer – Migi und Bettina allen voran (RBE und Lene hatten während der vergangenen Woche bereits das Vergnügen, sonst wären sie bestimmt auch wieder Gefahr gelaufen, im Rhythmus des Bootsmotors einzunicken), die Historiker rannten auf den runden Turm wie einst die königlichen Gespanne, die Naturliebhaber verliefen sich in den botanischen Garten oder den Park, einige brachten alles unter einen Hut und Michi pilgerte natürlich ins Kunstmuseum. Die Shopper bleiben unerwähnt, denn bei den FHs gibt’s keine Kulturbanausen. Was aber machte der andere Eigenbrötler, Reinhard? Er schnallte seiner Kamera das Weitwinkelobjektiv auf und reiste nach der legendären Freistadt Christiania, über deren Fortbestehen das oberste dänische Gericht ab Januar 2011 verhandeln wird. Ob das selige Lächeln, das am Nachmittag aus seinem Gesicht strahlte, mit pflanzlicher Hilfe erzeugt war oder ob es aus Freude über Deutschlands überragenden Sieg gegen die Maradoneros entstand, liess sich nicht mit letzter Sicherheit eruieren.

 

Am Nachmittag führte ein Taxikonvoi den mittlerweile vollständigen[8] FH-Tross zum Hockeyplatz, wo er auf das Team von Gentofte Hockey Club traf. Schiedsrichter waren keine vor Ort, sodass wie im Seniorentraining ohne gespielt wurde. Es war nie ein Spielabbruch in Sichtweite, offensichtlich war auf beiden Seiten Fairness, Spielfreude und Selbstverantwortlichkeit das Motto. In Ermangelung der Schiedsrichter – auch Jaap war nicht anwesend – ist das Endresultat nicht aktenkundig; es lag wohl so um 2:8 herum. Überschattet wurde das Spiel einzig von den regelmässigen Tormeldungen Pes aus dem parallel dazu laufenden Spiel der deutschen Fussballelf gegen die Argentinier; was waren schon die 4 Törchen gegen FHs 6 bis 8?

 

Nach dem Spiel offerierten die Gastgeber das eine oder andere Döschen, man verplauderte sich gar ein wenig, denn sehr plötzlich wurde zum Aufbruch gemahnt, da man für das Abendessen bereits reserviert hatte. So traf man sich nach einem Boxenstopp im Hotel an der Store Kannikestraede 19 in der Nähe des „rundetaarn“ im Innenhof des „Riz Raz Steaks’n’Veggies“ wieder mit einigen aus der Gastgebermannschaft, um sich Steaks und Getränke servieren zu lassen und sich am reichhaltigen vegetarischen Buffet zu bedienen.

 

Mittlerweile war es definitiv entschieden, dass man am nächsten Tag hockeyfrei hätte. Auch einige der sonst unermüdlichen FHs waren nach üppigem Weinkonsum nicht mehr allzu scharf auf eine weitere Partie.

 

Das lange Essen hinderte die meisten am Rudelgucken, sodass man den leisen Einzug der Spanier ins Halbfinale gegen den Gegner aus Paraguay[9] verpasste. Auch heute durfte der Abgesang im Custom House nicht fehlen.

 

Sonntag, 4. Juli 2010

 

In Ermangelung eines Hockeyspieles hatten es sich die Bewegungsfanatiker unter den FHs in den Kopf gesetzt, Fussball spielen gehen zu wollen. Die Kurzfristigkeit der Planung hatte allerdings Tücken: Trotz Fussball-WM war kein Ball aufzutreiben; die Läden sind zwar am ersten Sonntag im Monat ab Mittag geöffnet, das Ballspiel war jedoch von einem Frühaufsteher ersonnen worden. So wurde kurzerhand ein Badetuch mit Tape zu einem Rugbyei ähnlichem Paket geklebt. Um diese Uhrzeit war das sonst sehr touristische Nyhavn-Quartier ohne Ablenkung in seiner malerischen Pracht zu geniessen und die dahinter gelegene Public Viewing Area ausgestorben bis auf einige Putzmänner, die den FHs generös ein Sandfeld überliessen, wo bald ein ganz neues Spiel seine Première fand, eine Art Barfuss-Handball[10] mit Touchdown-Abschluss. Die heisse Sonne fing bereits wieder an, mit voller Kraft zu scheinen, das Rennen im Sand war eine ungewohnte Sache, und dennoch genoss die gut gelaunte Gruppe den Frühsport mit Vorturner Toni. Bald schon kamen auch die Zaungäste und Reinhard „das Objektiv“, um die unterhaltsame, spektakuläre neue Sportart und seine Pioniere zu würdigen.

 

Eine ultimative Dusche vor dem Packen beendete die sportlichen Aktivitäten des Wochenendes definitiv; nach dem Deponieren des Gepäcks blieb noch etwas Zeit für ein letztes Sightseeing zu Lande oder zu Wasser, für last minute Einkäufe oder um einen hervorragenden Fruchtdrink an der Bar des „Magasin du Nord“ zu schlürfen. Tja, und schon ging’s wieder ans Abschiednehmen: Toni hielt die obligate Captainsrede und verteilte die Schoggi, die für die Gegner des zweiten Spiels gedacht war, an die FHs. Fabio Dornbierer, der Rookie, bedankte sich artig und machte damit den älteren Bruder sichtlich stolz. Es wäre toll, wenn diese netten jungen Spieler weiterhin auf den FH-Reisen gesehen würden!Während Coen mt Elenita und Mitch mit Jacqueline eine weitere Nacht im Hotel bleiben würden, Jumbo und Pe sich absetzten, Michi im Nachtzug die helle Nacht geniessen würde und lonesome cowboy Löre sich via Auto-Meeresbrücke zwischen Fünen und Seeland[11] einige weitere Tage in Dänemark und Norddeutschland herumtreiben würde, machte sich der Rest der coolen Gang mit Taxis auf den Weg zum Flughafen, wo ein letzter kleiner Thrill die Eincheckzeit würzte. Bis kurz vor Boarding war nicht klar, ob Stefan als Handgepäck mitgenommen werden müsste und Shoko ein Tablett kaufen müsste, damit sie als Flugbegleiterin durchgehen würde. Irgendwie wurden für die beiden dann doch noch zwei Plätzchen im gleichen Flugzeug gefunden, obwohl alle anderen FHs die Checkanfrage, ob man nicht auf einen späteren Flieger umbuchen möchte, unbarmherzig abgelehnt hatten.

 

Das Wimbledon-Finale 2010 interessierte niemanden.

 

Besten Dank, Lene, für die umsichtige Organisation!

 

RBEs ultimative Dänemark-Tipps

 

Märchenfreunde: Odense, H.C. Andersen’s Museum (Essen: DEN GAMLE KRO)

 

Mütter und Töchter, die Puppenstuben lieben: Egeskov Slot, 5772 Kværndrup

 

Kulinarisches Highlight: Restaurant Kokkenes,Hvneplds 20, 9990 Skagen

 

Smørrebrød: Das Ida Davidsen in der Kopenhagener Store Kongegade nimmt für sich in Anspruch, 1888 den Snack erfunden zu haben. Die für die Küche zuständige Angestellte verhalf dem Besitzer Oscar Davidsen mit ihren Rezepturen zu schnellem Erfolg. Mit 178 Varianten in 140 cm Länge gingen die Kreationen ins Guinness-Buch der Rekorde ein.

 

Fisch: Fiskefrikadeller probieren

 

Rast beim Powershopping in Kopenhagen: Lift aufs Dach des Post & Tele Museum und ein Käfeli geniessen.

 


 

[1] Als Smørrebrød wird in Dänemark ein belegtes Pumpernickelbrot bezeichnet. Der Begriff wurde in Deutschland unter anderem durch die Rolle des dänischen Kochs in der Muppet Show bekannt, welcher diesen Begriff in der deutschen Version der Show für sein Lied „Smørrebrød, Smørrebrød røm, pøm, pøm, pøm“ verwendet. 

 

[2] H. Chr.Andersen: Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzchen.

 

[3] steht symbolisch für Lene und Diana in Anlehnung an das Oscar gekrönte Roadmovie aus dem Jahre 1991.

 

[4] www.customhouse.dk

 

[5] deren persönliches Highlight in Kopenhagen das Hafenbad „Islands Brygge“ (115 m südlich der Brücke Langebro) ist – vielleicht zwar eher Shokos, die als Lille Havfrue-Ersatz durchgeht, als Stefans dessen Schwimmleidenschaft und Wasseraffinität auf dem vorletzten Platz vor Schlusslicht Tanzambitionen und Tanzboden anzusiedeln sind.

 

[6] Falls Ihr hier jetzt RBE’s ausführliche, hervorragende kritische Spielanalyse nicht lest, dann nur weil Stefan sie infolge Ausuferung zensiert hat!

 

[7] Lieber Toni, Rhabarber ist tatsächlich botanisch ein Gemüse, obwohl meist wie eine Frucht verwendet. Was war noch das zweite, was ich für den Bericht abklären sollte?

 

[8] Jacqueline und Mitch waren von Wimbledon direkt angereist, wo Jacqueline ihren Traumschwiegersohn Rafael endlich in natura hatte bewundern können.

 

[9] Ohne Goalie-Legende Chilavert ist Paraguay eh nicht mehr sehenswert!

 

[10] Beach-Handball klänge so nachgeäfft!

 

[11] In der Tat sehr eindrücklich, ein Autofahrerhighlight!