Berlin für Kenner, nix für Penner

Published: Monday, 02 August 2010 Written by Toni Haberthür

Die Flying Hoppers waren wieder auf Reisen! In den hohen Norden, genauer nach Berlin, ging es für rund 20 Hoppers, die sich am 20. Juli am Flughafen in Kloten einfanden. Schöner Anlass der Reise war eine Einladung von unseren ehemaligen Freunden und Mitspielern Ruth und Torsten Keller-Carnap. Die beiden waren vor einigen Jahren in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, nicht ohne uns ein paar Meistertitel sowie die Einladung für einen Besuch zurückzulassen. Gesagt, getan: hier kamen wir also, in Vollbesetzung und mit den besten Absichten.


Für einmal würde ein bischen Bildungsurlaub ja nicht schaden, sagten wir uns, zumal Berlin die angesagte Kulturstadt des dieses Jahrtausends (kennen wir das irgendwo her?) sein soll. Zudem war die Love-Parade auf just dieses Datum umverlegt worden, sodass in der Deutschen Landeshauptstadt kaum zuwenig los sein dürfte. Sport, Liebe und Kultur - ein gefährlicher Mix, das war uns von Beginn an bewusst!


Es fing schon bereits gut an mit unserem Busfahrer, der mit seiner "Berliner Schnauze" sehr zur Erheiterung beitrug als er von "rauseiternden Flugzeugen" sprach und sonst noch so manchen Scherz auf der Fahrt einzustreuen wusste. Nicht so sehr zum Vergnügen unserer Reiseleiterin, welche Mühe hatte, sämtliche 25'000 Regierungs-, Geschichts- und Kulturstätten auf der Stadtrundfahrt zeitig aufzuzählen. Gut, wir waren also gewarnt: es würde anstrengend werden...


Anstrengend war es dann bereits beim Shopping. Das KaDeWe (Kaufhaus des Westens) lockte neben zahlreichen anderen Konsumtempeln auf der Einkaufsmeile 'Kudamm'. Schwerbeladen und vollgegessen gelang es uns nur knapp, mit dem Bus der aufmarschierenden Demonstrantenschar zu entkommen (die wohl gegen die steigende Zahl von Billig-Hockeytouristen demonstrieren wollte).


Unsere Verlegenheit, als wir die Sportanlage der Zehlendorfer Wespen betraten, können sich nur Eingeweihte vorstellen. Es war etwa so, wie wenn man sein Leben in einer Mülltonne verbracht hat und plötzlich in seinem Traumhaus sitzt. Geschmackvolles Clubhaus, Tennisplätze, Hallenbad, moderner Kunstrasenplatz - all das in Kombination sieht man halt schon selten. Der Scherz von der "wunderschönen Anlage" verstand von uns daher irgendwie keiner richtig. Das Spiel gegen die motivierten Herren endete denn auch mit einer Niederlage, doch wir waren halt immer noch von der tollen Anlage beeindruckt. Klar, wurden wir anschliessend gebührend verköstigt, das warme Buffet und das kühle Bier liessen nichts zu wünschen übrig.


Am nächsten Tag sollte dann die Kulturreise beginnen: eine Bootsfahrt auf der Spree zeigte uns Berlin einmal von einer ganz anderen, sprich von der Wasserseite. Originell waren die eingestreuten Raver, die am Flussufer aus ihren Zelten äugten und sich gegenseitig mit den Gettoblastern beschallten. Die kontinuierliche Warnung des Schifführers ("Köpfe einziehen - Brücke") liess derweil diejenigen aufhorchen, welche sich einen mutigen Hoppers mit Beule erhofften. Doch auf der Spree fliegen also auch die Flying Hoppers eher tief!


Am Nachmittag ging's dann mit Busfahrer Bernd nach Potsdam, zum Schloss von Friedrich dem Grossen, Sans-Souci. Frau Sage, unsere Führerin, gab zuerst einmal die Postordnung durch und zog uns dann noch Filzpantoffeln an. So schlurften wir durch ehrwürdigen Gemächer und staunten darüber, dass die Kaiser damals noch weniger Toiletten hatten als der HC Schönenwerd in seinen Garderoben. Tröstlich... Trotzdem, abermals ein sehr schöner Besuch und allemal die Reise wert!


Zu Abend war dann das Gastgeberteam an der Reihe: gegen die Kellers (Torsten und Nationalspieler Andi) und ihren HC Berlin wurden alle Kräfte freigesetzt. Selbst unsere englische Manndeckungs-Geheimwaffe Keith spielte sich in neue Sphären, von denen er leider inzwischen zurückgekehrt ist. Die Flying Hoppers gewannen immerhin verdient mit 5:3 und konnten beim anschliessenden Bier mit stolzgeschwellter Brust herumlaufen. Leider ging's schon bald zum Essen und statt der Brust wurde nun der Bauch immer voller. Thailand, oh mein Thailand!


Am nächsten Tag war dann noch ein wenig freie Zeit zur eigenen Verfügung vorgesehen, die mehr oder weniger im Bett, am Frühstückstisch oder beim Shoppen verbracht wurde. Gegen Mittag ging es dann zum HC Marienburg, wo die entkräfteten Hoppers lediglich ein 3:3 erreichten, was sie jedoch nicht weiter störte. Mit Grilladen und Bier wurde der Abschluss der Tournee hinausgezögert und ein langes, intensives Geniess-Kultur-Sport-Party-Shopping-Weekend fand sein verdientes Ende.


Ansonsten war vieles altbekannt und wieder gerngesehen: Bruno's gelber Koffer zottelte treu hinter seinem Herrchen her, Reinhard war mit seinen 4 Kameras allgegenwärtig, die Shirts wiegen in verschwitztem Zustand noch immer eine halbe Tonne, Walter schwitzt in einer Halbzeit soviel wie andere in 1 Stunde trinken und doch war etwas anders als sonst: nicht einmal wurde gejasst! Kein einziges Mal! Nicht ein Dreiblatt wurde gewiesen, kein Match erspielt, kein letzter Stich gemacht. Ist hier vielleicht der heilsame Einfluss der zahlreich mitgereisten Ehefrauen/Freundinnen spürbar? Oder ist's die Berliner Luft?


Uns allen hat die Reise wieder sehr viel Spass gemacht: besten Dank daher an Torsten und Ruth sowie natürlich an die Organisatoren hier vor Ort. Berlin bleibt uns als eine lebensfrohe und sympathische Stadt in Erinnerung, in die wiederzukommen die meisten gedenken. Und dies erstaunt ganz und gar nicht, waren doch unsere Abschiedsworte in Anlehnung an Kennedy's berühmte Worte: "Ick bin ein Flying Berliner!"