Was lange währt, wird endlich lang

Published: Friday, 16 July 2010 Written by Diana B.

Packen! Wisst Ihr, was packen für ein Reisegreenhorn, um nicht zu sagen Reisemuffel, bedeutet? Ihr könnt es nicht wissen und würdet es auch nicht wollen. Immerhin war die olympische Reise ein Crash-Kurs mit folgenden Schwerpunktthemen:



„packen, auspacken (je 6x) mit anwachsendem Gepäck“,
„das sinnvolle Handgepäck“,
„wir packen für einen Tagesausflug mit Übernachtung“.



Die meisten Teilnehmer hatten nach sechs Mal packen/auspacken alles im Griff, doch es ist bekannt geworden, dass das Reisegreenhorn von ihrer Gefährtin beim zweiten Eintreffen in Singapur mittels Intensivkurs (erst im dritten – endlich schimmelfreien - Zimmer hat Greeny gerafft, wie’s geht) auf ihr ganzes weiteres Reiseleben vorbereitet wurde.



Die Frage nach sinnvollem Handgepäck wurde trotz eingehender Diskussionen (es lebe der Genitiv!) nicht restlos geklärt – es gab die Varianten 10 x 15 x 5 bis hin zu den Copy-Samsonite-Verfechtern.


Mit dem dritten Thema wollten sich einige Teilnehmer gar nicht auseinandersetzen (dafür war’s ihnen zu früh!) und nahmen kurzerhand alles mit, was sie hatten. Selbstverständlich bekamen diese Teilnehmer kein Kurszertifikat.



Das Thema Handgepäck war umso brisanter, als an Shanghais Flughafen Pudong[1] (ja, jetzt sind wir halt dort schon angekommen; oder soll ich euch wirklich noch erzählen, dass ausgerechnet Greenys Screen falsch eingestellt war und sie sich eine halbe Stunde lang zierte, das Flugpersonal um Hilfe zu bitten, da sie dachte, das Nichtfunktionieren hätte direkt mit ihrer Reiseunerfahrenheit zu tun) ein Koffer fehlte. RWWené hatte das Glück mal wieder herausgefordert und, wie schon auf einer Privat-Reise nach New York, Pech gehabt, was Sacha  - beim Umsteigehalt in Singapur zur Gruppe gestossen – zur durchaus verständlichen Bemerkung veranlasste, dass auch RWW lernen müsse zu verlieren. Jedenfalls hatte RWWené sein Handgepäck nicht optimal gepackt, musste auf Schlabbershirts von Sacha zurückgreifen und war nicht bereit, ein Paar Tausendfüssler zu kaufen, um den ersten Match mit uns zu bestreiten.

 

Chronologisch weiter:

 

So, 17.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Mattia kauft sich einen Gurt (muss wichtig sein, sonst stünde es nicht in den Notizen). Kopiuatsch, Kopibäg[2], Schuschein (könnt Ihr kein Chinesisch?) von allen Seiten an der Shopping-Meile Nanjing Road. Dank Starbuck’s anständiger Kaffee zu heimelig sündhaften Preisen.

 

Match gegen Shanghai Hockey Club:
Intensives Warmlaufen bis zur abgelegensten U-Bahnstation[3] organisiert von WasabiWerhätserfundeWalter. Beim Aussteigen aus der U-Bahn werden zwei gegnerische Hockeyspieler gesichtet - WWW behauptet, er habe den glücklichen Zufall organisiert… - sie leiten uns per Taxi zum schönen Kunstrasen. Das Spiel gegen die vorwiegend holländisch, deutsch und englisch sprechenden Gegner entfaltet sich hervorragend zwischen Sacha und Stef; der Rest der Mannschaft ist nachsichtig und lässt die zwei ihre Entzugserscheinungen kompensieren. Noch zwei andere können sich in Szene setzen, Carlos mit seinen Ladehemmungen vor dem Tor und Lene als best & fairest – später umbenannt in most valuable player (MVP) – des Spiels (ihre Reaktion: „Hää? Isch das de Frauebonus?“)

 

Essen und Shanghai by night:  
DIM SUM-Welcome-Dinner gesponsort von WWW und Jennifer. Merci vielmal! Wer wissen will, wie man in einem voll besetzten Restaurant für 14 Leute Plätze bekommt, wende sich an WWW. Basis ist, zu behaupten, man habe reserviert aber nicht zu verraten, dass sich die reservierten Plätze in einem Restaurant in einem anderen Stadtviertel befinden.

 

Wer im Disco-Fieber der beginnenden 80er Jahre aufgewachsen ist, kommt kaum mehr davon los; daher auf ins Baby-Face, ein früher mal äusserst angesagter und auch heute noch bestens frequentierter Schuppen mit zwei unterschiedlich beschallten Tanzbühnen. Der harte Alkohol wird gleich flaschenweise geordert, das Personal (pro zwei Gäste ein Angestellter oder so) ist, wo nötig, sofort zur Stelle mit Eimer und Putzlappen; wegen so ein bisschen kotzen oder schlafen muss doch niemand an die frische Luft befördert werden. Dennoch: Etwas überwacht kommt man sich schon vor.

 

Mo, 18.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Der freie Tag bildet erneut diverse IGs mit unterschiedlichen Zielen. Einige nutzen die Zeit für eine Flussfahrt auf der Brühe Huang Pu; die Menge und Verschiedenheit der Wolkenkratzer wird bewundert – da sieht einer aus wie ein Flaschenöffner (das 2008 eröffnete Shanghai World Financial Center), dort der andere mit Krone, rostige alte Passagierkähne sind zu Wohnungen umgenutzt. Das Wasser zur Körperreinigung wird direkt aus dem vermutlich fischlosen Fluss mit Eimern hochgezogen. Es ist nicht leicht, sich vorzustellen, dass praktisch alles, was man an Gebäuden auf der Ostseite des Flusses sieht bis hinaus zum Flughafen Pudong, nach 1990 gebaut worden ist und dass dort davor Reisfelder bewirtschaftet worden sein sollen.

 

Wir Europäer lernen schnell von den Chinesen: ein Nickerchen kann man sich überall – besonders aber auf einem tuckernden Boot – leisten. Wenn noch beim Eingang gedrängelt und gerempelt wird und die Europäer wieder mal düpiert sind, weht dann im Innern des zum Bund retour fahrenden Buses den älteren europäischen Semestern eine Welle des Mitleids entgegen und Sitzplätze werden für sie freigemacht.

 

Mit Taxis transferiert man ins alte Nanshi-Quartier und geniesst hier die traditionelle Architektur. Während man sich am Vortag durch das andauernde Kopiuatsch, Kopibäg etwas belästigt fühlte, herrscht hier – inspiriert durch Olympia? – ein ganz anderer Geist. Überall weisen aufmerksame Chinesen die Touristen auf die Gefahren durch Taschendiebe hin mit freundlichen Rufen „uatschbäg“. Sehr freundlich! Nach einer traditionellen Shanghaier Nudelsuppe mit gekochtem Ei[4] in einem chinesischen Fastfoodlokal steht der Gang durch den im 16. Jhd. angelegten Yu-Garten an. Dort kommt zum ersten Mal die Frage auf, ob die ohrenbetäubenden Geräusche aus der Luft wirklich von Grillen, Zikaden oder ähnlichem Getier stammen können oder ob es ein uns unbekanntes Motorengeräusch sei. Inspiriert durch eine Romanszene, in der beim Betreten der Bungalowanlage Froschgequake vom Band gespielt wird, beschliesst man, dass das nervtötende Gezirpe ebenfalls ab Band laufen muss. Die Geschirrausstellungen begeistern in unterschiedlichem Masse, und die Füsse werden langsam müde auf den dauernd wechselnden Steinmüsterchen am Boden. Der Ausgang liegt direkt beim einen Ende der Zickzackbrücke, „nützt’s nüüt, so schat’s nüüt“ geht man darüber und hat die bösen Geister vertrieben. Es ist Zeit zurückzukehren ins Hotel, da man das gemeinsame Essen im Vale-Club nicht verpassen möchte.

 

Match: keiner  

 

Essen und Shanghai by night:  
Essen, wie gesagt, im Vale-Club. Nicht alle finden das Restaurant auf Anhieb, doch am Schluss fehlt niemand, und WWWs Geschäftsfreund Tim bestellt allerlei Leckeres auf die Drehtafeln. Bei so vielen verschiedenen Spezialitäten muss es für jeden was dabei haben und local Tim wird für seine hervorragende Bestellarbeit, wie am Vorabend bereits der, erst im falschen aber eigentlich richtigen Lokal wartende, andere Geschäftsfreund George, mit einem FH-Shirt reich belohnt.

 

Sintflutartige Regenfälle treiben die Grossgruppe auseinander und unorganisiert in die Flucht. Wer „zufällig“ miteinander im Taxi sitzt, zieht miteinander weiter. Die einen werden feucht, die anderen fröhlich. Sacha darf gemeinsam mit zwei Alibi-Frauen seiner heimlichen Leidenschaft und ersehnten Abwechslung zum Bier frönen, dem Schlürfen von B52s. Als dann, um den Abend abzurunden, fast zufällig Jaap hinzustösst, ist die Herrlichkeit vorbei und es muss, zwar in angenehmer Gesellschaft, aber im Paulaner, wieder Bier her.

 

Di, 19.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Wer nicht ausschlafen muss nach einer langen Nacht, der bummelt noch einmal durch die Stadt, traversiert den Fluss durch den Tunnel, erkundet das neue Pudong-Gebiet oder sucht den Schreck und Nervenkitzel auf einem Markt, wo alles mögliche Getier tot oder nach dem Motto „je länger lebendig, desto frischer“ feilgeboten wird.

 

Die beiden zweieiigen Zwillinge haben das Glück, mit der überaus sympathischen local Jiang-Jie unterwegs sein zu dürfen, welche sie zu einem Silktailor, ins Teehaus und zur entspannenden Fussmassage mitnimmt. Dieses Wohlfühlprogramm ist die optimale Vorbereitung auf den bevorstehenden abendlichen

 

Match gegen Shanghai Hockey Club:
Das Rückspiel gegen den Shanghai Hockey Club kann mit zwei neuen Spielern gestartet werden. Zum einen ist Max, der schon eine Weile mit Familie in Beijing residiert, für dieses wichtige Spiel nach Shanghai gejettet, zum anderen kann RWWené jetzt, wo sein Koffer endlich angekommen ist, auch mitspielen. Der Gegner beantragt schon vor dem Spiel, dass keine Schüsse hoch aufs Tor geschossen werden sollen, was von den Teamleadern der Flying Hoppers mit Verwunderung quittiert aber akzeptiert wird. In der Konsequenz sind die Schlenzbälle bei der kurzen Ecke plötzlich tabu, doch trotz einiger Mühen werden andere Mittel und Wege gefunden, um den gegnerischen Torhüter fünfmal zu bezwingen. Leichte Abstimmungsschwierigkeiten im Spielaufbau und einige Schnitzer in der eigenen Abwehr führen allerdings auch zu zwei Gegentreffern. MVP wird im zweiten Spiel Coen (seine Reaktion: „Wie bitte? Ich habe doch überhaupt nichts gemacht?!“).

 

Essen und Shanghai by night:  
Die Gegner laden uns in „ihr Pub“ O’Malleys ein zu Bier, Fritten und Gesprächen. Einige FHs verlassen den Schauplatz zu vernünftiger Zeit, um das bevorstehende frühe Aufstehen abzufedern. Wer mehr Details zu den nächtlichen Ausflügen benötigt, wende sich an unseren Night Life-Experten Coen.[5]  

 

Mi, 20.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Keine Dramen bis Beijing abgesehen davon, dass die Raucherin, der Fasnacht+Hockey-Raucher und die nicht vom Rauchen Beherrschte, sondern das Rauchen Beherrschende insgesamt 6 Feuerzeuge den Chinesen überlassen müssen. Greeny fragt sich ausserdem, wo der Knopf versteckt sein könnte, mit welchem man den gewählten Film individuell beginnen kann. Sachas unverhohlen geäussertem Ärger nach der Ankunft darüber, dass er nur die halben Filme gesehen habe, entnimmt sie, dass es diesen Knopf wohl gar nicht gegeben hat.

 

Schon im Bus vom Flughafen zum Hotel wird klar, dass es die IG Sport und die IG Kultur geben würde. Vor allem die, die Beijing schon kennen, werden sich wohl etliche Hockeyspiele 'reinziehen, während die anderen unbedingt an die grosse Mauer wollen.

 

Das Rainbow Hotel in Beijing weist eine prächtige Eingangshalle auf, die Zimmer sind dann etwas bescheidener, dafür gedeiht im feuchten Badezimmer der Schimmelpilz prächtig. Individuelles Akklimatisieren ist angesagt, die besonders Kulturhungrigen machen sich sogleich auf zum Himmelstempel. Als wir uns in der Halle treffen, um mit dem Bus zum Hockeyplatz zu fahren, stossen Lieke und Evi zu uns. Lieke legt sich mächtig ins Zeug und organisiert einen Bus, der die IG Mauer am nächsten Tag dorthin befördern würde.

 

Match gegen Beijing HC:  
Ein Bus bringt uns zum Hockeygelände, unterwegs lesen wir noch einige Gegner auf. Voraussetzungen zum Spiel: Es zirpen Zikaden äusserst lautstark (ab Band?). Die Tore sind weniger hoch als üblich. Die Flutlichtmasten sind auch kurz, was einen extremen Schattenwurf bewirkt. Der Gegner tritt mit Überziehern an. Der Gegner tritt ohne Torhüter an. Aus diesem Grund beantragt das Team aus Beijing, ohne kurze Ecke zu spielen. Was sollte man dazu sagen…? Es ent- oder besser verwickelt sich ein zeitweilig unnötig hektisches (Max, Reinhard) Spiel, das gar in Insubordination (RWWené, Marion) gegenüber dem Coach Roli gipfelt. Das Unorthodoxe des Spiels zeigt sich auch darin, dass WWW, der sonst die gegnerische Hälfte nie betritt, ein Assist zu einem Tor mit einem Einschlag jenseits der Viertellinie verzeichnet. Zum MVP schafft er es damit allerdings nicht; mit zwei Toren aus diesem Spiel wird Mattia der Titel verliehen (seine Reaktion: „Nach em erschte Gool hanis eifach nomal welä wüsse…!“). Das Nachspiel: FH muss für das magere Flutlicht cash abliefern. Während die Damen duschen, fängt der Wachmann an, an die Baracke zu klopfen, wohl um zu signalisieren, dass sie sich beeilen sollen. Der Abstand des Geklopfes und die Intensität steigert sich unaufhaltsam und als die Ladies 3 Minuten und 31einhalb Sekunden später vor der Tür stehen, blicken sie in ein wutentbranntes chinesisches Wachmannsgesicht[6]

 

Essen und Beijing by night:  
Gemeinsam mit dem Gegner von Beijing HC fährt man zum Essen ins südafrikanische Restaurant Vinotage, wo einige erleichtert mit Gabel und Messer an Steaks und Hamburgern herumsäbeln. Die Mitglieder der IG Mauer sind mehrheitlich froh, ein wenig Schlaf zu finden, während die IG Sport vermutlich noch den einen oder anderen Schlummi nötig hat. Für entsprechende weitere Informationen ist Coen der richtige Ansprechpartner.

 

Do, 21.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Die IG Mauer (Andy, Carlos, Lene, Marion, Reinhard, Mattia, Löre, RWWené, Patrick H. und Diana) wird um 7 Uhr vom Charterbus abgeholt und düst bei düsteren Wetteraussichten los. Die morgendliche Fahrt wird mit Andys Olympiaquiz kurzweilig gestaltet. Obwohl einiges Wissen über die Geschichte der Olympischen Spiele vorhanden ist, ist Andy etwas enttäuscht, dass wir Pierre de Coubertin[7] nicht auswendig zitieren können. In Mutianyu angekommen hat sich die Wetterlage nicht verbessert. An den Souvenirständen werden noch einige Copy-Knirpse gekauft, bevor wir den Berg hinauf gondeln. Tapfer wandern wir los von Turm zu Turm, unentwegt wird fotografiert. Trotz oder gerade wegen des Regens und der Nebelschwaden erahnt man die Grossartigkeit dieses Trutzbollwerks: All die Arbeiter, welche zu diesem über 6000 km langen Wurm beigetragen haben, durften sich wohl auch nicht nur bei Sonnenschein zur Arbeit melden…oder wie es RWWené etwas pragmatischer darstellt: „So geht es all den Japanern bei uns, die nur einen Tag Zeit haben für das Jungfraujoch, und dann im Nebel versuchen, die Aussicht zu erahnen!“ Wirklich ein Jammer ist jedoch, dass wegen des schlechten Wetters die Rodelbahn geschlossen ist! Wir gondeln wieder nach unten und laufen Spiessruten zwischen den Ständen hindurch, zwischen welchen mittlerweile Plastikplachen „gespannt“ sind, die sich zwischendurch mit und ohne Nachhilfe auf die Köpfe unachtsamer Touristen entleeren. Wir retten uns erst zu heissem Kaffee, dann zum Bus, um die Rückfahrt nach Beijing anzutreten und fragen uns, wie nass unsere IG Sport bei ihren Olympia-Aktivitäten geworden ist.

 

Beim Nachmittagsprogramm in Beijings Strassen wird dann endlich klar, warum die Chinesen wörtlich übersetzt nicht einfach „komm, lass und über die Strasse gehen!“ sagen, sondern „komm, lass uns unser Leben aufs Spiel setzen!“

 

Match: keiner Essen und Beijing by night:  
Das individuelle Nachmittagsprogramm hat zur Folge, dass das Abendessen wiederum in neu zusammengewürfelten Gruppen über die Bühne geht, sofern dafür überhaupt Zeit ist (Löre und Mattia ergattern sich last minute Tickets für Leichtathletik). Besonders interessant wird es im Lokal, wenn die Speisekarte und sämtliches Personal nur chinesisch spricht, eine Sprache die bei uns nicht jeder fliessend spricht. Reinhard bemüht sich zwar, doch der IT-Spezialist scheitert bereits beim Jasmintee. In der Folge kommen Speisen auf den Drehteller, die man denkt nicht bestellt zu haben, wiederum anderes muss man mit Hand und Fuss nachbestellen. Nach einer Verzweiflungsgeste des Kochs steht die Pekingente zuletzt doch nicely sliced auf dem Tisch. Die wunderbar knusprige Haut wird zusammen mit Frühlingszwiebel- und Gurkenstreifen in den weissen Pfannkuchen praktiziert, der zuvor mit Sauce bestrichen wurde, Päckli machen und ineschoppe. Als alle schon mehr als satt sind, wird als krönender Abschluss das Fleisch der Ente knusprig gebraten serviert, nicht sehr ansehnlich zwar aber, Lene greift mutig zu, es schmeckt äusserst lecker – gut gesalzen aber nicht „räss“. Auf die Knochensuppe verzichten wir definitiv[8], dafür machen wir noch Erinnerungsfotos mit Kellnerinnen und dem mittlerweile versöhnten Koch. Ein Absacker in einer benachbarten Karaoke-Bar – wir singen selbstverständlich nicht – rundet den kulinarischen Abend ab. Die IG Sport muss sich derweil u. a.  im Hollandhaus vergnügt haben, wie wir später erfahren. Für Night Life-Szenetipps darf ich Euch daher mit grossem Vergnügen an Coen verweisen.

 

Fr, 22. 08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Wer noch nicht in der Verbotenen Stadt war, wird sich heute diesem Teil chinesischer Geschichte widmen. Auf die olympischen Spiele hin mit grossem Aufwand renoviert präsentiert sich der erst seit 1924 dem Volke zugängliche gigantische Kaiserpalast in neuem Glanze den Touristenscharen. Der exorbitante Platz vor dem Palast der höchsten Harmonie lässt uns endlich begreifen, dass tatsächlich bei verriegelten Toren ein ganzes Heer niedergemetzelt werden könnte, wie wir ein Jahr zuvor im Spielfilm „The Curse Of The Golden Flower“ gesehen hatten. Dennoch: Es ist hart, wenn man sich vornimmt, alle 9999½ Räume zu besichtigen und nach drei Sunden feststellen muss, dass man nur einen Bruchteil davon gesehen und das nur, weil nicht alle zugänglich sind (da kommt man extra von so weit her und erlebt so etwas…)! Nachdem Lene und Greeny dann von einem Chinesen zu Schwestern erklärt werden, weil sie sich so frappierend ähnlich sähen und wir ihm sagen müssen, dass auch er für uns tausende von Brüdern haben müsse und wir zu guter Letzt noch die Glückshubbel am Südtor berühren, wenden wir uns wieder der Gegenwart zu und fahren mit U-Bahn und Taxi zum von Carlos und Andy bereits viel gerühmten Hong Qiao-Markt.

 

Etwas geschult durch das Theater zwischen Jiang-Jie und der Seidenverkäuferin in Shanghai, wissen wir, dass man beim Feilschen nicht allzu sehr darauf achten sollte, wenn die chinesischen Verkäufer beinahe anfangen zu weinen. Sie bekommen für die Sachen, die wir anpeilen, von uns immer noch mehr als von Chinesen und wir bezahlen immer noch wenig genug. Die Zeit rennt uns davon, sodass wir den Konsumtempel verlassen und ein Taxi herbeiwinken, das uns in die Nähe des olympischen Hockeygeländes bringen soll. Unsere Sorge, wegen der rush hour zu spät zu den heiss ersehnten Finalspielen der Damen zu kommen, erweist sich bald als unbegründet. Unser Taxifahrer – sanft am Steuer, hart an der Hupe – kennt weder Stau noch Stosszeit und bringt uns in Windeseile und zu scheuen 50 RMB (andere bezahlen gemäss Selbstauskünften das Doppelte) genau so weit, wie er überhaupt darf. Wir setzen ihm ein Denkmal! Während die Unternehmerin Wang Jianrui wohl noch immer zugange ist, Liu Zhihua, den Beamten, in Naturalien dafür zu bezahlen, dass sie das Hockeystadion bauen durfte[9], widmen wir uns dem kleinen Finale zwischen Deutschland und Argentinien und dem Endspiel zwischen China und Holland.[10] Der FH-Captain Patrick St. ist mittlerweile angekommen und stösst zur Gruppe. Die Plätze hinter dem Tor mit Maschendrahtzaun vor der Nase werden nicht von allen gleichermassen geschätzt. Man ist sich dennoch bewusst, etwas Exklusives zu erleben: Olympia! Die berauschenden Tempoläufe dieser Athletinnen, die Greeny auf drei Meter zwei davon abnehmen würden, falls Greeny überhaupt zum Starten käme, sind unglaublich. Die Schlangen vor den Bier- und Wasserständen sind es ebenfalls; trotz Horden von Helfern geht’s sehr schleppend vorwärts, aber im Gegensatz zur kürzlich in der Schweiz und Oesterreich ausgetragenen Fussball-EM sind die Preise äusserst moderat. Nach der endlos scheinenden Medaillenzeremonie wollen sich die meisten FHs im Hollandhaus treffen; einige hatten ja bereits am Vortag mit den Heimwehholländern ihr Abendprogramm dort absolviert. Überraschung: Nur Holländer sind zugelassen; Diskriminierung am eigenen Leib zu erleben, ist eine wertvolle Erfahrung – weder Presseausweis noch oranges Shirt reichen für eine Zulassung. Nur mit holländischem Pass (zum Beispiel Max mit Evis!) oder wenn man sich am Vortag genug eingeschleimt hat und eine Spezialbewilligung hat, darf man an der Feier der Olympiasiegerinnen teilnehmen. Es sei diesen Sterblichen gegönnt, etwas von der Glorie zu verspüren, welche von, sie in mancher Hinsicht überragenden, Hockey-Göttinnen verströmt wird. Wer wissen will, wie sich das anfühlt, wende sich an unseren Experten Coen.

 

Nachgereicht: Match: keiner, Essen und Beijing by night: fallen aus wegen aktueller Olympia-Berichterstattung

 

Sa, 23.08.08

 

Vorgereicht: Match: keiner, Essen und Beijing by night: fallen aus wegen aktueller Olympia-Berichterstattung

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Wir treffen uns zum Lunch bzw. Frühstück im Xiangmanlou Beijing Duck Roast Restaurant. Nicht alle können kommen. Mattia hat sich mit Lieke zum Shoppen verabredet und die Basler sind schon zum dritten Mal im Hong Qiao Markt[11]. Das Pekingenten-Zeremoniell ist weiter oben bereits beschrieben worden. Etwas befremdlich ist allerdings, dass uns zwar die Entenhaut mit Omeletten etc. und die Entenköpfe fein säuberlich serviert werden, das Entenfleischgericht sowie die Suppe allerdings vorenthalten bleiben. Ein Chinese würde sich das jedenfalls nicht gefallen lassen! Beim Mittagessen werden Pläne für den Nachmittag geschmiedet. Eine Gruppe Heimweh-Schweizer besichtigt das Swiss House und freut sich auf Schoggi[12], Käse, Berge-Stimmung und Mountainbike-Rudelgucken. Anderen ist nach Entspannung zumute und lassen sich von Chinesinnen eine Fussmassage verpassen. Die Frottiletten, die Patrick H. dargeboten bekommt, passen genau über seinen grossen Zeh und seine Masseurin wird von den anderen ausgelacht, weil sie vor einer heraklischen Arbeit sitzt. Heute gehen wir jedenfalls keinen Schritt mehr zu Fuss, wir schweben nur noch; man könnte sich daran gewöhnen!

 

Schon ist es Zeit, wieder zum Hockeystadion zu pilgern, die Herren-Finalspiele stehen auf dem Programm, und wir haben ausgezeichnete Plätze auf den Seitentribünen in Aussicht. Es können keine schlechten Plätze sein, wenn zwei Reihen dahinter Bernhard Peters, der Ex-Coach von Deutschland, mit uns gemeinsam die Spiele verfolgt. Welche Überraschung: Nach etwa zehn Minuten führt im kleinen Finale Australien bereits mit 2 zu 1 Toren gegen Holland und bevor die letzten FHs Platz nehmen, steht es schon 3 zu 1. Ein verrücktes Spiel, dessen Tore uns – auch wenn einige von uns im orangen Shirt gekleidet sind – in helle Aufregung versetzen. Die holländische Familie vor uns möchte mit ausserordentlicher Konzentration und Telepathie das Spiel noch wenden und bittet uns daher energisch um Ruhe. Ja, ja Hockey ist halt näher beim Tennis als beim Fussball! Die Situation eskaliert beinahe, doch die Holländer geben nach und verziehen sich im zweiten Spiel auf Plätze im offiziellen Ruhe-Sektor (analoge Einrichtung zum Ruhe-Wagen der SBB). Das Spiel der Deutschen gegen die Spanier ist nach dem ereignisreichen kleinen Finale ein veritabler Gähner, geprägt von Taktiererei. Nun gut, die Deutschen machen’s mit der einen kurzen Ecke klar. Während am Ende einige der FHs richtig müde gespielt sind und das Stadion noch während des zeremoniellen Teils verlassen, um vor dem very early wake-up call um 5 Uhr noch eine Mütze Schlaf zu geniessen, versammeln sich andere wiederum im Hollandhaus…

 

So, 24.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
…und treten zur Busfahrt zum weltweit grössten Terminal (3) mehr oder weniger direkt an. Jetzt heisst es Abschied nehmen: WWW zweigt hier ab nach Japan, ein herber Verlust! Der Flug nach Singapur verläuft ähnlich wie die bisherigen Flüge. Wir sind auch immer frühzeitig informiert, wenn Turbulenzen zu erwarten sind, denn jeweils kurz vor der offiziellen Durchsage macht sich Turbulene auf den Gang zur Toilette[13].

 

Nach dem Einchecken im Hotel Landmark gehen wir durch den Monsun nicht ganz bis hinter die Welt auch nicht bis ans Ende der Zeit, denn uns ist es egal, wenn noch Regen fällt: Wir sind nämlich optimal ausgerüstet mit chinesischen Copy-Knirpsen, deren Gestänge zwar schon zu rosten beginnt, aber bis zur Long Bar im Raffles reicht’s auf alle Fälle; ansonsten stehen in Singapur überall Schirmautomaten herum, etwa unseren Snackautomaten zu vergleichen. Die Erdnüsslischalensauerei auf dem Boden in der Long Bar bringt ein Derartiges nicht gewohntes schweizerisches Sauberkeitsgemüt schon in Wallung, Patrick H. nennt solche Menschen Bünzlis, doch sein Versuch zu beweisen, wie weltgewandt lässig er sei, scheitert kläglich, als er mit dem Nüsslischalenwurf über die Schulter beinahe die Kellnerin abschiesst. Die einen bestellen etwas vermutlich Obergäriges im Half Yard Glas, die anderen lassen sich auf Drinks ein, wobei der Singapore Sling[14] sowie der Raffles Revelry nicht fehlen dürfen.

 

Match: keiner

 

 

Essen und Singapore by night:  


Roli übernimmt nun definitiv die Führung, zählt uns in Taxis ab und beordert diese zum UDMC Sea Food Center, wo es nicht nur Sea Food gäbe, aber nur Sea Food bestellt wird, sodass einige mehr oder weniger auf Reisdiät gesetzt sind. Andere knacken virtuos an den Chili und Pepper Crabs herum, Nordseeküstler (oder so) Reinhard nimmt die Fische auseinander, und schluchz-leider muss dann Sacha, unser Hockeystratege, gehen. Der Vorteil daran: Es wird im von Roli kurzerhand gebuchten Minibus nicht noch enger als es eh schon ist auf der Fahrt zurück in die Stadt. Die Jungs finden sich extrem gut unterhalten mit dem Ausschnitt aus einem Livekonzert der Pussycat Dolls – da zeigt sich mal wieder, was Werbung taugt: Wir Frauen kaufen unsere Schuhe längst auch bei D. und doch werden wir nie so von Männeraugen verschlungen wie diese Ladies. Am Boatquai führt Roli uns dann in seine ehemalige Stammkneipe „Harry’s“, von wo aus die Ex-Singapürler Stef und Roli nostalgische Blicke auf ihre ehemalige Arbeitsstätte werfen können[15]. Zu guter Letzt treibt es die TänzerInnen noch ins von einer beachtlichen Band bespielte Insomnia – nomen est omen!

 

Mo, 25.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  


Eine lange Nacht fordert ihren Tribut: Nur wenige Nimmermüde nehmen sich die Orchard Road mit ihren unendlichen Einkaufsmöglichkeiten vor, suchen irgendwo nach Affen oder testen ihre Tauglichkeit auf Fahrpläne und fahren mit dem Überlandbus zum Mandai Orchid Garden[16]. Der Perfektionist Roli unternimmt derweil eine Expedition zum von ihm für das Abendessen vorgesehenen Restaurant, nachdem er telefonisch niemanden erreicht hatte. Ein kluger Schachzug, erweist sich doch der vermeintliche Inder als neue Baustelle des stets prosperierenden Singapur.

 

Match: keiner  

 

Essen und Singapore by night:  
Rolis nächste Treffpunktvorgabe ist das No. 5, Emerald Hill (U-Bahnstation Somerset), wo wir gemütlich unser Bier und Cola trinken, unser Panaché panaschieren und den Tag Revue passieren lassen. Roli führt uns dann ins Maharaja am Boatquai, bestellt allerlei Scharfes und weniger Scharfes und niemand beschwert sich hörbar darüber, dass es nichts zu schälen, nichts zu chopen und nichts zu sticken gibt. Der herrliche Abend wird verlängert mit einem Spaziergang ins loof, einer fantastischen Chillout-Bar in looftiger Höhe. Da ein Detailbericht der Fortsetzung des Abends den Rahmen des bereits unüblich üppigen Reiseberichts definitiv sprengen würde, muss hier ausnahmsweise auf mündliche Berichterstattung verwiesen werden, Coen wäre da bestimmt ein kundiger Fachmann.

 

Di, 26.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Heute ist wieder ein Tag für Frühaufsteher. Wir fahren mit dem Komfortbus nach Malacca. Während draussen die Palmölplantagen vorbeifliegen, werden wir derzeitigen Parforceflieger drinnen mit dem interessanten Katastrophenfilm „snakes on a plane“ bestens unterhalten. Nach Bezug der Zimmer im Equatorial Hotel in Malacca mit Aussicht auf hockeyspielende Kinder einerseits und exerzierende Schüler andrerseits vor dem Sultanplast als Hintergrund, wandern die Kulturfanatiker ziemlich stracks zu dessen Besichtigung, während andere sich durch die besten Doughnuts mampfen, die sie je gegessen haben[17].

 

Match:
Kaum auf dem Hockeyplatz angekommen, der IG-Mauer-Teil der Mannschaft in frisch gewaschenen Shirts (RWWs Tenuewaschjob ist ein Knochenjob, ehrlich!), drängt uns der Gegner, das Spiel zu starten. Hier stehen wir nicht irgendwelchen Expats gegenüber, boah, das sind respekteinflössende Malaysier. Der Spielverlauf zeigt dann bald, dass der Gegner uns vielleicht nicht ganz so ernst genommen hat – dass drei Ladies bei den FHs auflaufen, wird anfänglich mit herablassendem Erstaunen quittiert – wie er hätte sollen. Bald wirbeln Stef, RWWené und Konsorten in des Gegners Schusskreis herum und  die Stürmer von Malacca müssen zu unfairen Mitteln greifen, um vor der FH-Verteidigung an den Ball zu kommen. Der malaysische Schiri lässt zwar einiges an Härte[18] zu, doch auf theatralische Gesten, wie Stock fallen lassen und jammern, fällt er nicht herein. Das Spiel endet mit 6 zu 2 für die FHs. Zum MVP wird diesmal RWWené gewählt (ob und wie er seine Wahl kommentiert hat, entzieht sich meiner Kenntnis).

 

Essen und Malacca by night:  
Hier und heute können die einen es sich nicht entgehen lassen, indonesisch zu essen und sie treffen es wirklich gut: Sie schaffen es erneut, dass für jeden Geschmack etwas auf den Tisch kommt: Telur Dadar (Omelette), verschieden zubereitete Ayam- (Huhn), Udang- (Krabben), Ikan- (Fisch) Gerichte und zum Schluss wieder einige Früchte. Nach dem Essen treffen wir uns mit unserem Gegner im „Malacca Club“. Eingelassen wird dort von den Männern nur, wer Kragen und lange Hosen trägt. Löre bezieht vom Clubportier ein Leihhemd (vgl. Picture Gallery) doch Patrick H. muss passen, denn es gibt keine Hose, die ihm passt. Das Interieur des Clubs wirkt dann zwar eher bescheiden, doch bald wird klar, dass dies ein Ort ist, an welchem die Geschäfte gemacht werden. Wir werden zum einen mit Bier eingedeckt, zum anderen bekommen wir zwei blaue Poschtiseckli voll mit diversen Sorten Guezli[19]. Greenys Liebling, die stockwerfende und händeringende Nummer 7, kann zwar keine Auskunft darüber geben, was genau bei der „earcandling“-Prozedur passiert und wofür sie gut ist, aber er verkündet stolz, dass alle Lizenzen für diese Tätigkeit und für Massagesalons von ihm vergeben würden. Nun kann man sich lebhaft vorstellen, mit wem und in welchen Spelunken sich Stef, Coen (logisch!) und Konsorten den Rest der Nacht um die Ohren schlagen. Sie meinen zwar zwischendurch, ihren Führer verloren zu haben, doch sie finden ihn dann wieder in Gesellschaft zweier netter Damen…die genaue Geschichte gibt’s zum Beispiel bei Coen.

 

Mi, 27.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Wer früh genug aufsteht, geniesst das mit Abstand beste Frühstück unserer Reise, bevor wir mit einem Bus zum Bahnhof Tampin fahren. Stef hat für Tickets erster Klasse gesorgt, was wir alle sehr schätzen, da der Zug auch so noch genug auf den Gleisen herumschwankt. Jaap muss seinen Morgenschwumm verpasst haben, ihn hält bald nichts mehr auf seinem Sitz und er springt wie ein nervöser Grashüpfer zwischen der linken und der rechten Tür des Wagens hin und her, um ja nichts von den Aussichten zu verpassen; er ist zu vertieft in sein Trainsurfin’, um zu merken, dass bei jedem Seitenwechsel die Schiebetür zum Wagen automatisch mit einem Höllenkrach auf- und zuschiebt. Gut, Stef, der den vordersten Platz bezogen hat, merkt davon nichts; er ist dermassen komatös, dass er in Embryostellung in seinem Sitz pflaumt und wir übrigen von Jaap Wachgehaltenen uns Sorgen machen, ob er je wieder gerade zu biegen sei. Wir trösten uns über die Unbill mit der einen Hälfte der malaysischen Guezli hinweg, sind dann allerdings froh, als dieser Trip zu Ende ist und wir wieder im Golden Landmark in Singapur einchecken.

 

Match:
Das Hockeyfeld, auf welchem wir gegen den Hollandse Club spielen, bildet sozusagen Teil des Innenhofs einer grossen Sportanlage mit Turnhallen. Dies lässt kaum Zirkulation der ohnehin schon trägen feuchten Luftmassen zu. Carlos verspürt ein Ziehen im Bein und gibt forfait, Greeny rückt als Eckenstopperin nach und wird von Andy G. ebenfalls optimal bedient. Tim, ein Spieler des Singapore Cricket Club, spielt bei uns mit, Patrick St., der uns auf den  Malacca-Ausflug nicht begleitet hat, ist nun auch dabei. Während FH vorne herumdoktert, fahren die Oranjes gefährliche Konter und überrennen Greeny und andere auch weniger rasche Spieler ab und zu hoffnungslos; FH schiesst nicht ganz alle Tore, die geschossen werden sollten; das kennen wir zwar aus den bisherigen Spielen, aber bisher ist es nie so knapp geworden. Der Schlussstand, vom allgemeinen Lichterlöschen erzwungen, ist 6 zu 5 für FH. Danach treffen wir uns im Dempseys, wo Patrick St. zum MVP gekürt wird; sein Kommentar: „Das chani jetzt nöd würkli naavollzie!“, können wir verstehen, denn er kann ja nicht wissen, wie glücklich alle darüber sind, dass endlich valable Spielansprachen geboten werden.

 

Essen und Singapore by night:  
Die meisten werden wohl zwischen Zugsreise und Match zum Essen irgendwo eingekehrt sein, beispielsweise arabisch in der Arab Street; der Abend oben auf dem Hügel im Dempseys wird dann nämlich ziemlich lang und die Nacht immer dunkler…

 

Do, 28.08.08

 

Häppchen aus Kultur, Sightseeing, Shopping:  
Ha, endlich schaffen es die drei Frauen, einen gemeinsamen Shopping-Tag zu verbringen, womit der Rest der FHs bestimmt nicht gelangweilt werden will. Immerhin wird hierbei jedoch auch definitiv entschieden, dass Patrick H. den Titel GBB oder MHP[20] verdient, den wir heimlich verleihen.

 

Gegen Abend ziehen wir dann zum ersten Mal eines der sechs Anzugoutfits an, welche wir gemäss Stefs Liste mitgenommen haben (nur um bisher dann doch immer casual gekleidet zu bleiben[21]). Wir fahren zum Singapore Cricket Club, wo die Maseratis durch die Einfahrt schweben wie im Buchlodrom die VW Golfs. Auf der Terrasse werden wir von Surjit[22] sogleich mit Bier und dem klar formulierten Ziel, uns schon bald besoffen sehen zu wollen, begrüsst.

 

Match:  
Moment mal, wir sind auch Sportler und wollen erst das Spiel hinter uns bringen, bevor wir uns mit Surjits Ziel weiter befassen. Tim spielt nochmals mit, Carlos ist wieder einsatzfähig, dafür memmelt Patrick H. Nun gut, dem Spiel auf dem kurzen etwas klein geratenen Naturrasen in Singapurs feuchter Hitze im Anzug zuschauen zu müssen, ist Strafe genug[23]. FH marschiert auch heute erbarmungslos in Richtung Sieg, 5 zu 2 das Verdikt. Six in a row!

 

Essen und Singapore by night:  
Gleich nach dem Spiel startet Surjit einen weiteren Bierangriff, doch endlich können wir uns in die Garderoben retten, wo wir mit flauschigen Handtüchern, wunderbaren Rundumbrausen und weiteren Annehmlichkeiten beglückt werden. Im oberen Stock des im Kolonialstil erbauten Clubhauses treffen wir uns zum Apéro und werden auch zum Abendessen eingeladen. Die drei Gerichte schmecken bestens und man tut gut daran, Boden zu schaffen, um Surjits weitere Attacken parieren zu können. Der SCC-Captain unterhält derweil den ganzen Saal mit witzigen Ansprachen und ist Surjit treu zu Diensten: Erst müssen alle SCC-Spieler, die nicht zum Spiel aber zum Essen erschienen sind, zur Strafe Bier exen. Patrick St. wird dazu verdonnert, ein undefinierbares, stark alkoholisches Mixgetränk zu exen, weil er kurz vor Spielende mit dem ihm aus den Händen gerutschten Stock einen Gegner verletzt hat. Surjit, das Geburtstagskind, tritt gegen den vom FH-Captain nominierten Patrick H. in der von Kindergeburtstagen bekannten Disziplin „Kuchen essen ab Teller ohne Mithilfe von Händen und Werkzeug“ an; Sieger ist, wer das hinterher zu leerende Bierglas[24] zuerst mit der Öffnung nach unten auf dem Kopf stehen hat. And the winner is: Patrick H. Patrick St. nominiert zur nächsten Challenge Andy G., Marion, Tim, Jaap und Coen. Sie treten gegen 5 SCC-Spieler an und müssen einer nach dem/r anderen ein Bier exen und das leere Glas auf dem Schädel deponieren. SCC ist bereits fertig, als bei uns der dritte Trinker (sorry!) ansetzt. Ehrenhaft verloren, schade gibt es keine Stilnoten, da wäre Coen allen weit voraus! Reinhard bekommt vom SCC den Preis als bester Spieler auf dem Platz – wahrlich als Einspringgoalie hat er sich wacker gehalten!

 

Die Gespräche verschieben sich nun auf die Terrasse. Hier erfährt Greeny, dass sie zum MVP des heutigen Spiels gewählt wurde (Kommentar: „so lieb!“ und dann nichts mehr und Sprachlosigkeit spricht Bände bei Greeny). Es ist eine herrliche Nacht, alle wirken entspannt und glücklich! Um den Moment etwas zu verlängern, verschiebt man sich noch einmal ins Insomnia (Chijmes), um das Tanzbein zu schwingen oder zuzuschauen und zu plaudern. Die Zweitletzten machen sich gegen 5 Uhr in der Früh auf den Weg ins Hotel. Wie es den Letzten ergangen ist, weiss…Coen.

 

Fr, 29.08.08

 

Abreisetag  
Letzte Einkäufe werden getätigt[25], man lässt sich massieren oder nimmt Abschied von Bekannten (Andy G. und Carlos hatten in Singapur ein Spezialprogramm mit nächtlicher Zoosafari absolviert, organisiert durch einheimische Freunde von Andy), ein letztes Mahl am Boatquai, ein gescheiterter Versuch den chinesischen Copy-Knirps unauffällig zu entsorgen, und schon ist es Zeit, zum Flughafen zu fahren. Ein herrenlos herumstehendes blaues Poschtiseckli sorgt für leichte Unruhe – eine Bombe? Nein! Wem gehört es? All denen, die noch keine malaysischen Guezli gegessen haben!

 

Am Flughafen angekommen, stellen wir fest, dass sich unser Flug von 01.05 Uhr auf 03.35 Uhr verschiebt. Wir erhalten Vouchers und dümpeln damit im Flughafengebäude herum, kaufen mit den letzten Singis, die wir haben, alle möglichen undefinierbaren Snacks, die sich dann samt und sonders als für europäische Gaumen ungeniessbar entpuppen und schliesslich lümmeln wir gemeinsam in einer Bar herum. Roli nutzt die Gelegenheit, den Wochensieger und ultimativen MVP zu beglückwünschen, Andy G., der diesen Titel wahrlich verdient hat mit seinen Rettungsaktionen in der Verteidigung und seinen Impulsen im Angriff. Er bekommt das von vielen heiss begehrte Miniaturclubhaus des SCC als Trophäe[26]. Vizecaptain Carlos beschenkt den umsichtigen Organisator Stef mit edlen Zigarren; Roli dagegen darf, als Headcoach und glänzender Statistiker, den Malacca-Wimpel entgegen nehmen, bevor er sich in einen der ohne Kopfstütze ausgerüsteten Sessel setzt und in ihm ein sehenswerter Kampf zwischen Schlaf- und Wachzustand entbrennt.

 

Ja und dann, fast einen Tag später, können wir unsere Lieben wieder in die Arme nehmen und überlegen bereits, welchen Tribut wir zollen müssen, um nächstes Jahr mit nach Australien fliegen zu dürfen.

 

Diana B.[27]

 

[1]Transfer Pudong-Shanghai-Center: Warum nicht mit der Magnetschwebebahn, die uns angeblich in sieben Minuten in die Stadt bringen würde, sondern mit einem Bus, bei dem man nicht sicher ist, ob die Scheiben so dreckig sind, oder der Smog draussen so dicht (Fahrtzeit fast eine Stunde)?

 


[2] Die ganze Geschwafel, dass Copy-Gegenstände am Flughafen konfisziert würden, ist eine übertriebene Medienhetze; zum einen muss der Markenartikler beweisen, dass die Ware kopiert ist und zum anderen muss er einen Zivilprozess anstrengen, was bisher noch nie gegen Privatreisende vorgekommen ist. Wird die Ware am Zoll dennoch beschlagnahmt, sollte man nicht voreilig eine Verzichtserklärung unterschreiben. Wird vom Markeninhaber kein Verfahren ausgelöst, bekommt man die Ware nach zehn Tagen wieder zurück. (Quelle: SALDO 13/2008, „Zollkontrollen: Viel Lärm um nichts“).

 

[3] Sind das Kinderüberraschungseier auf chinesisch (Hühnereier mit brauner Schmiere überzogen), die wir da unterwegs sehen?

 

[4] Sind die Eier, die wir am Vortag in brütender (sic!) Hitze in einer offenen Kiste auf einem abgeschlossenen (nochmals sic!) Motorroller haben liegen sehen?

 

[5] Recherchen haben allerdings ergeben, dass niemand aus der Grossgruppe im bei den Shanghaiern wirklich angesagten Lokal Sin tien di (Tipp von einer local; wenn man’s so ausspricht findet es der Shanghaier Taxifahrer) gewesen ist.

 

[6] Das sieht aus, wie wenn bei uns jemand von Ohr zu Ohr grinst!

 

[7] "Olympismus ist eine Lebensphilosophie, die gleichsam die Bildung von Körper und Geist anstrebt. In der Verbindung des Sports mit Kultur und Erziehung soll ein Lebensstil entwickelt werden, der Freude an der Leistung mit dem erzieherischen Wert des guten Beispiels und dem Respekt vor universalen und fundamentalen ethischen Prinzipien verbindet."

 

[8] Der Koch serviert sie gar nicht erst, da offensichtlich ist, dass wir uns total geschlagen geben…

 

[9] Tagi vom 20.10.08, S. 12.

 

[10] Auf Resultate und Spielberichte soll hier verzichtet werden - das kann, wer will, selber googeln!

 

[11] Wir freuen uns auf ihren Vortrag am Weihnachtsessen mit dem Titel „Wenn feilschen zur Sucht wird“.

 

[12] Die Chinesen haben jedoch schon alles weggefuttert.

 

[13] Diesen Fluch wird sie erst auf dem Heimweg abschütteln können.

 

[14] Kenner äussern sich selbstverständlich etwas abschätzig über den Long Bar-Premix aber wir wissen, wir bezahlen die Atmosphäre.

 

[15] Ist das eigentlich so ritualisiert bei den FH-Reisen nach Singapur: 1 x Harris und nostalgische Blicke?

 

[16] Nein, Jaap war nicht dabei!

 

[17] Nein, es waren nicht die ersten!

 

[18] Endlich kann Marions hervorragend bestückte Apotheke getestet werden.

 

[19] Will da wer die waschechten Zürcher Basler Läggerli konkurrenzieren? By the way: PRIMA organisiert Mattia!

 

[20] Girls’ best buddy oder most harmonising person.

 

[21] Das erklärt dann also doch auch das eine oder andere Platzproblem im Koffer, schliesslich musste man Freizeitbekleidung dazukaufen…

 

[22] Danke, Bruno, ohne Deinen Bericht hätte ich nicht gewusst, wie man den Namen schreibt (hoffe Deine Version ist korrekt!).

 

[23] nicht wegen des Spiels wegen des Anzugs natürlich, Depp!

 

[24] Bei Kindern ist es natürlich Sirup!

 

[25] RWWené kauft eine LV-Umhängetasche nicht für seine Frau oder seine Tochter, sondern für sich selber.

 

[26] Die Märklin-Bahn seines Sohnes hat jetzt einen neuen Bahnhof.

 

[27] eifach nöd motze, denn schreiben dauerte definitiv länger als lesen!